mit: Michael Michlmayr (A) / fd schlemme (D)
Vernissage: Freitag, 22. November, 2019, 19 Uhr
Ausstellung: 23. November – 8. Dezember 2019
zur Ausstellung: Mag. Maria Christine Holter, freie Kuratorin
In meinen Arbeiten setzte ich mich mit meiner unmittelbar vorgefundenen Umgebung, ihren Realitätsstrukturen und wenn man so will Abläufen und Ausprägungen auseinander. Mein Grundinteresse gilt darin der Wahrneh- mung von ‚Zeit’ und ‚Raum’ im fotogra schen und bewegten Bild. In der aktuellen Ausstellung zeige ich vorwiegend jüngere Arbeiten, die sich noch stärker im Grenzbereich zwischen unbewegtem Bild (Fotogra e) und bewegtem Bild (Film) aufhalten. Die Auseinandersetzung mit Realitätsstrukturen sowie mit dem Wahrheits- gehalt fotogra scher Bilder führt Michael Michlmayr zu Arbeiten, mit denen er die Basiskategorien von Wahrnehmung – ‚Zeit’ und ‚Raum’ – neu zur Disposition stellt. In seiner Work in Progress-Serie Zeiträume (Time Spaces) setzt er sich vor allem mit dem urbanen Raum und den hier täglich statt ndenden Szenarien und ablaufen- den Handlungen auseinander. So fotogra ert er beispielsweise Menschen auf einem Platz oder auf einer Rolltreppe (z.B. Escalator III, 2011) oder auch fahrende Autos auf einer Straße (z.B. Trac, 2018) aus der Vogel- perspektive. Dies geschieht zeitversetzt in kürzeren oder längeren Interval- len und von einem immer gleichen Standort aus mit einer X montierten Kamera. Die Einzelbilder werden dann am Computer nahtlos zu einem Tableau zusammengefügt. Durch die Parallelschaltung verschiedener Raum- und Zeitebenen in einem Bild wird zunächst Gleichzeitigkeit von >Ereignissen und Handlungen suggeriert.
Nimmt man sich Zeit, entdeckt man, dass Per-sonen oder Dinge wiederholt mit unterschiedlichen Gesten bzw. Positionen auftauchen. Die Fotogra en dieser scheinbar authentischen urbanen Szenarien stellen sich als ktive Situationen heraus – Bühnen, auf denen Zeit und Raum zu ungreifbaren Werten werden. Auch Michlmayrs Fotogra en von Architekturen sind Konstrukte (z.B. Construction, 2014).Er fotogra ert, ebenfalls zeitversetzt und von einem Punkt aus, mehrstöckige Gebäude. Durch digitales Montieren in Form von Vervielfältigung von Einzelbildern – wie beispielsweise Stockwerken – entsteht ein neues, so real nicht existierendes Gebäude, ein sogenanntes Rebuilding. Seine jüngere Arbeiten bewegen sich noch stärker im Grenzbereich zwi- schen unbewegtem Bild (Fotogra e) und bewegtem Bild (Film). Hierzu gehört eine Fotogra e aus der neuen Serie court métrages (Kurz lme) von 2018, wo Michlmayr wieder das Motiv von Menschen auf einer Rolltreppe aufgreift. Diese erscheinen aber um einiges verschwommener („bewegter“) als die früheren Bilder. 25 Frames/Sek. einer Videosequenz wurden hier sichtbar gemacht worden. Das ebenfalls neu entstandene Bild Le Phantome du passé zeigt komprimiert, wie vier Sekunden lang der steinerne Rest einer Bunkeranlage aus dem II. Weltkrieg an der Westküste von Frankreich von Wellen umspült wird und dabei unter dem Wasser verschwindet bzw. wieder auftaucht, wobei jedes Stadium der Umspülung/Bewegung im Bild ablesbar ist. Zudem ist ein Bild entstanden, das auch durch seine ästhetische gra – sche Qualität besticht. Dadurch, dass es ebenso von links nach rechts wie auch von oben nach unten lesbar ist, wird das Motiv abstrahiert und die Verdichtung von Zeit und Raum ein weiteres Mal unterstrichen. Michael Michlmayr verhandelt nicht nur Fragen zu Zeit und Raum sowie fotoimmanente Probleme. Die Motive seiner Bilder sind bewusst gewählt; sie nehmen Bezug auf aktuelle urbane und gesellschaftliche Probleme und geben ganz subtil auch politische Verweise. >Petra Noll-Hammerstiel >> F.D.Schlemme (D) Das bewegte Bild >Im Zusammenspiel von Gerüst und Ober äche gestalte ich abstrakte, futuristische Raummodelle mit Bezügen zu unseren kollektiven Seherfah- rungen zwischen Design und Technik.Das Laborieren mit organisch technoider Formensprache, gebogen aus Edelstahlrohr, Sperrholz oder Papier spielt mit der Wahrnehmung zwischen reellem und illusionistischem Raum. Das Gleiten auf dem Boden, das Kriechen an der Wand oder Fliegen durch den Raum wird zur manifestierten Fortbewegung reeller Objekte. Die ausgestellten Cutouts sind dyna- mische Täuschungen der Fläche, die sich im Licht- und Schattenspiel in konkreten Raum verwandeln. >Mein Labor Meine künstlerische Auseinandersetzung in der Malerei mit urbanem Lebensraum führte zu verschiedensten Abstraktionen. Unterstützt durch mediale Hilfsmittel, wurden die Geschwindigkeit im Verkehrs uss, Umschärfe im Vorbeieilen von Passanten oder Spiegelungen von Schaufenstern in der Shoppingwelt zu Themen der Malerei. Das Sujet, die Figuren, Autos und Hochhausschluchten transformierten zu Statisten einer transformierten Welt aus dynamischer Bewegung, Spotbeleuchtung und Farbentfremdung. Die durch Photoshop gemorphte Gegenständlichkeit entwickelte eine neue Bilderwelt, doch basierte diese ebenfalls auf Vorlagen und verlor in der malerischen Umsetzung hierdurch ihren bildlichen Reiz und ihre inhaltliche Notwendigkeit. Die Suche nach dem Unbekannten und Überraschenden begann meine Malerei zu prägen. Jede aufkommende Assoziation an eine Vorlage im Bild wurde gemieden oder radikal umgekehrt. Diese Entdeckung, durch A-logik, Intuition, Chaos und Widersprüchlichkeit neuen Bildraum er nden zu können, hatten wesentliche Auswirkungen auf mein künstlerisches Tun. Ich forschte nach dynamischen Darstellungsformen für diese Thematik und redu-zierte die abstrakten, räumlichen Konstrukte auf präzise Liniengerüste. Der farbige Grund, die Stärken und der Farbkanon der Linien werden zu malerischen Mitteln für Stimmung und Emotion, die präzisen und zugleich aufgelösten Formzusammenhänge geben der Betrachtung nötige Interpre- tationsmöglichkeit. Das gemalte Bild verwandeln sich in negativen Raum aus Zufällen im Arbeitsprozess und kalkulierter Widersprüchlichkeit. Der Transport malerischer Erfahrungen in den mehrdimensionalen Raum begann sich zeitgleich heraus zu kristallisieren und so ndet mein Laborieren seit einigen Jahren mit unterschiedlichsten Materialien in verschiedenen Medien, wie Cutout ,Malerei, Skulptur und Zeichnung, statt. >FD Schlemme 2016 >>Die beiden Künstler Michael Michlmayr und F. D. Schlemme beschäftigen sich mit Sequenzen und Intervallen. Bei Michlmayr wird dies im Videoals auch im jeweiligen Foto präsentiert, Menschen auf der Rolltreppe oder von oben fotogra ert verschwimmen zu kleinen Punkten, die sich in Zeit- intervallen im Bild bewegen. Bei Schlemme erwirkt die Kombination von Metall und Holz und die Abstraktion des Momentes diese Bewegung. Die frühen Malereien haben Zeitsequenzen registriert, so das nun aber der Zufall und die Ordnung von Chaos im Takt die Linie als Hauptbestandteil der Zeiterfassung determinieren. Die Zusammenstellung des fotogra schen „Frames“ und den der minimalistischen Strukturen verspricht im basement Raum eine spannende Erstellung von Sequenzen, Intervallen und visuellen Zeiterfassung. Die Präsentation eines Videos mit den Zeitframes von Michelmayr stellt eine interessante räumliche Verbindung zu den metallenen Konstruktionen malerischer Erfahrungen im dreidimensionalen Raum dar >